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Wie Daniel zum Klavier kam

Es ist ein Mittwoch um 22:22. Ein lauschiger Sommerabend im Hardenberg mit einem kühlen Bier nach einer erfolgreichen Probe. Auch der größte Chor braucht manchmal jemanden, der den Ton angibt. Dafür ist bei Unität Daniel zuständig – als Pianist nimmt er den gesamten Chor beim Balancieren über die Tonleiter an der Hand. Höchste Zeit mehr über seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (mit und ohne Unität) zu erfahren.


Wo hast du Sven kennen gelernt und wie hat er dich dazu bewegt bei Unität mitzumachen?

Sven und ich sind alte Studienkollegen, wir haben zwar nicht das gleiche studiert, aber durch eine Schnittmenge an gemeinsamen Freunden haben wir uns über diverse Partys kennen gelernt. Und eines Tages in einer verrauchten Bar in Kreuzberg hat er mich einfach gefragt, ob ich Lust hätte bei seinem Chorprojekt mitzumachen. Da habe ich sofort ja gesagt. Er musste keine große Überzeugungsarbeit leisten, weil ich das Projekt wirklich interessant fand und mich sehr auf die Zusammenarbeit gefreut habe, auf das ganze Drumherum, die musikalische Gestaltung.


Hättest du am Anfang gedacht, dass es jemals solche Ausmaße annehmen wird?


Nein…nein! Definitiv nicht, das haut mich immer noch aus den Socken.


Du bist ja Berufsmusiker. Was machst du, wenn du dich gerade nicht für Unität einsetzt?


An Unität denken, natürlich! J Sonst unterrichte ich Schüler jeglicher Couleur und aller Altersklassen. Mit Sven bin ich noch in einem weiteren Chor und habe auch einen eigenen, den ich leite – auch einen Laienchor. Auch bin ich noch Korrepetitor für viele andere Projekte. Außerdem habe ich Auftritte als Pianist zu unterschiedlichsten Anlässen. Hierbei spiele ich in diversen Formationen z.B. mit Saxophon, Geige, Sängerin im Trio oder mit Bands in unterschiedlichsten musikalischen Stilrichtungen.


Gab es für dich einen ausschlaggebenden musikalischen Grund bei Unität mitzumachen?


Nein, weil ich weiß, dass Chorarbeit für einen Pianisten oftmals sehr anstrengend ist. Man muss sich auf das Wesentliche reduzieren und obwohl man eine primäre Rolle hat und sehr viel Einfluss auf den Chorklang und die Klangfarbe nehmen kann darf man sich nicht als kreativer Pianist ausleben. Man muss verhaltener spielen – man ist mehr Werkzeug als Künstler. Aber ich liebe Chormusik über alles, es ist einfach eine fantastische Art Musik zu machen. Ich finde viel mehr die Menschen, die sich in einem Chor versammeln und sich durch den Gesang ausdrücken interessant, als das Spiel an sich. Die Stücke sind in der Regel nicht sehr schwer, aber das Drumherum, das gemeinschaftliche Erarbeiten von Songs, Projekte zusammen zu gestalten, das reizt mich beim Chor.


Du hast den Chor von der ersten Probe an begleitet. Ist dir ein Wandel aufgefallen und wie sieht er aus?


Ja natürlich – vor allem im Organisationsteam. Viele Prozesse laufen jetzt geordneter ab, es wurden eigenständige Strukturen geschaffen. Gerade die Organisation ist wie ein kleines Baby das erstmal wachsen und erzogen werden musste. Auch die Kommunikation zwischen Musik- und Organisationsteam hat sich sehr verbessert. Bei den Singenden merkt man vor allem, dass diejenigen, die schon lange dabei sind fast süchtig sind und sehr viel Energie aus den vorhergehenden Semestern mitbringen, mit der sie dann wiederum die Neuen anstecken, die jedes Semester dazu kommen. Ich glaube Sänger und Musik-Team vereint, dass alle einfach eine Menge Spaß an der Sache haben.


Was war dein bewegendster Moment bei Unität?


Mir fällt gleich der Probentag oder das Probenwochenende ein, aber das fällt nicht in dem Sinne unter bewegend. Das war eher die Spitze des Eisbergs – den ganzen Tag Spaß haben, an Stücken arbeiten, Workshops gegeben – das war das ganze Gefühl von Unität in konzentrierter Form. Ich denke am bewegendsten ist immer das, was beim Musizieren selbst passiert – man spricht in der Musik von „flow“ – wenn hart erarbeitetes Können nicht mehr bewusst vollzogen, sondern automatisch abgerufen wird. Man gerät in einen fast sphärischen Zustand, in dem das alles keine Arbeit mehr ist, sondern man einfach mit der Musik verschmilzt. Das würde ich als bewegend einordnen, das zeigt mir immer, warum ich Musik mache.


Gibt es eine Aufgabe, die du, außer Klavier spielen, gerne bei Unität übernehmen würdest?


Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich an meinem Instrument sehr wohl und das ist mein Zuhause. Außerdem würde es nicht funktionieren, wenn jetzt noch jemand kommt und Aufgaben vom Chorleiter übernehmen möchte. Ein Chor braucht ein Leittier. Ich bin bereit Aufgaben zu übernehmen, wie ich es beispielsweise in den Stimmproben oder den Workshops mache, aber grundsätzlich fühle ich mich sehr wohl, wenn ich mich am Klavier austoben kann.


Welches Klavierstück könntest du immer wieder spielen ohne, dass dir langweilig wird?


Musik ist zu facettenreich, zu vielseitig, als dass ich mir ein Stück herausnehmen könnte… Obwohl der 2. Satz der Sonata Pathetique von Beethoven, das ist ein Satz den ich sehr gerne spiele. Es ist ein unglaublich wertvolles Stück für mich.


Was wäre deine Alternative im Leben, hättest du kein Klavier mehr auf dem du spielen könntest?


Früher wollte ich immer ins Management, Musiker zu werden war nie mein Plan. Ich komme aus einer absolut unmusikalischen Familie. Meinen ersten echten Klavierunterricht habe ich erst mit 18 bekommen. Ich hatte mit zehn ein paar Jahre Keyboardunterricht, habe aber nie damit gerechnet, dass das mal mein Beruf wird. Das kam erst später als ich schon aufgehört hatte. Ein Lehrer meiner Schule entdeckte, dass da etwas in dem Jungen steckt – dass er ein Gespür für Musik hat – und das wollte er weiterbilden. Daraufhin habe ich angefangen mich wieder mit dem Klavier zu beschäftigen und richtigen Klavierunterricht genommen. Das war dann meins und ich wollte die Aufnahmeprüfung für die Uni schaffen und habe mich acht Stunden am Tag hingesetzt und geübt.


Gibt es für dich ein Klavierstück, das du aus Ehrfurcht oder Bewunderung meidest?


Nein – außer sie sind zu schwer und ich weiß ich müsste zu viel Zeit investieren, die mir momentan durch viele andere Projekte fehlt. Es gibt sehr viel Klavierliteratur und vieles davon ist für einen Großteil der Pianisten nicht ohne enormen zeitlichen Aufwand spielbar und vor diesen Stücken habe ich Respekt. Spielen wollen würde ich alles, es ist aber wie gesagt eine Frage von Aufwand und Leistung die man erbringen muss.


Hast du einen lieblings Pianisten-Witz den du uns verraten willst?


Nein, über Pianisten macht man keine Witze!


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