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Managerin mit Musiktrauma: Ein Interview mit Kulturmanagerin Mariona Solé Aixàs



In meiner Arbeit für die Chorordination bekomme ich ständig Mails von Mariona Solé Aixàs. Seit sie im vergangenen Jahr (2015) im Kulturbüro des Studentenwerks anfing, ist die Kulturmanagerin nicht mehr aus unserem Choralltag wegzudenken. Höchste Zeit die Person hinter der Emailsignatur näher kennenzulernen!

Mit 17 ist die Eventmanegerin des Kulturbüros aus dem kleinen Dorf auf der Grenze zwischen Spanien und Frankreich ausgebrochen um in der Künstlerstadt Barcelona audiovisuelle Kommunikation zu studieren. Für ihren Jugendtraum, Filmproduzentin zu werden, tauschte sie Kuh und Käse gegen Cutting und Kulturprojekte. Als Autorin und Regisseurin produzierte sie Kurzfilme, die – so munkelt man – noch immer auf youtube zu finden sind. Sie brach mit der kommerziellen Filmwelt, als diese ihr wahres Gesicht zeigte und verschrieb sich danach ganz dem Kulturmanagement. Ihr erster Vollzeitjob für ein Filmfestival in Barcelona lehrte sie die Klaviatur der Eventplanung und schulte sie in Finanzmanagement, in der Kulturpolitik und Kooperationsinfrastrukturen. Der Masterstudiengang Kultur- und Medienmanagement sollte diese Erfahrungen zusammenfassen und führte sie das zweite Mal in ihrem Studium nach Berlin. Als Multitasking-Workaholic, wie sie sich selber beschreibt, hat sie in der Hauptstadt Fuß gefasst und landete nach freien Anstellungen und ehrenamtlichen Engagements für Kultur- und Medien im Herbst 2015 im Kulturbüro des Studentenwerks Berlin. Seit dem Wintersemester 2015/16 ist sie die All-round Ansprechpartnerin für Unität, wenn es um Werbung, Konzerte und Probenorganisation geht.

Du bist ja ganz schön herumgekommen in deiner Ausbildung – was hast du in Deiner Arbeit am Studentenwerk Berlin gefunden, das Dich hält?

Ich habe hier meine Leidenschaft als Eventmanagerin gefunden: Ich kann alles mitgestalten, unterschiedlichste Veranstaltungen organisieren und am Ende hast du immer ein fertiges Produkt! Ich mag diese Kurzphasen: man hat immer wieder etwas Neues, besonders auch weil der Kulturbereich im Studentenwerk gerade wächst und ich unheimlich viel mitgestalten kann. Dazu kommt die Arbeit mit den Studierenden – du arbeitest mit jungen, motivierten Menschen zusammen, die etwas auf die Beine stellen möchten. Das klingt ganz nach der Projektarbeit, die du selber gemacht hast. Wo liegt denn der Unterschied?

Die Studierenden, die sich im kulturellen Bereich engagieren sind oft gleichzeitig auch die Teilnehmer. Die Chor-ordination von Unität zum Beispiel gestaltet ihren eigenen Chor. Das hast du im Theater nicht, die Trennung zwischen Organisation und Teilnehmer, Bühne und Publikum ist viel stärker. Das führt natürlich auch dazu, dass die Arbeit nicht im klassischen Sinn professionell ist. Du unterstützt nicht nur ein Projekt, du hilfst den Menschen auch, sich zu entwickeln.

Du warst ja selber als Studentin in Berlin. Wie hast du Deine Zeit auf der anderen Seite der Organisation erlebt?

Als ERASMUS-Studentin war das natürlich toll – alles war neu, es war das erste Ausland, ich habe unendlich viele neue Menschen getroffen und hatte ehrlich gesagt recht wenig Uni. Im Master war es dann eine ganz andere, viel anspruchsvollere Geschichte – sowohl im Studium als auch in meinen Projekten außerhalb der Uni. Ich habe die Erfahrung nicht gemacht, dass jemand sagt „Komm’ einfach auf die Bühne und zeig, was du kannst.“ Dieses Gefühl, viele Dinge nicht machen zu können, weil das Geld fehlt kenne ich gut. Daher kann ich gut nachvollziehen, wie sich Studierende fühlen, wenn sie mit ihrem Projekt zu uns kommen.

Als Du Unität kennengelernt hast, gab es den Chor ja bereits ein Jahr. Erinnerst du Dich noch an den ersten Kontakt?

Das war an meinem zweiten Tag hier, bei einem Chor-Ordinationstreffen im Freiraum. Ihr saßt alle im Kreis, ich saß auf der Treppe und habe zugehört. Die Energie, die im Raum war und das Potential, das alle Beteiligten dort hineinstecken wollen. Ich dachte ‚was macht so ein Orgateam? Es ist doch nur ein Chor!’ aber wenn man so nach und nach sieht, was dahinter steckt ist das schon eine spannende Sache – weil ich Chöre nur aus dem klassischen Bereich kenne. Und Unität ist anders.

Inwiefern anders?

Ich dachte immer, man muss Musik ‚können’, bevor man in einem Chor Mitglied wird. Aber hier ist es anders. Alle Menschen aus allen Fachrichtungen sind willkommen wie sie sind. Auch das Konzept von Studierenden für Studierende ist spannend und zieht wirklich eine große Masse mit. Manchmal ist es ziemlich chaotisch aber am Ende ist da eine Ordnung und es klingt toll.

Welches Lied magst du denn am liebsten?

Sweet Dreams hat mich überrascht – auch Shackles war wirklich mitreißend. Ich habe nicht erwartet, dass ein Chor sowas mitreißendes macht. Unität ist ja auch offen für Mitarbeiter des Studentenwerkes – hast du Lust, selber mal teilzunehmen?

Ich persönlich habe ein ziemliches Musiktrauma. In der Grundschule wollte ich Musik lernen und eine Lehrerin hat mir gesagt, ich sollte mich besser mit etwas Anderem beschäftigen. Seitdem habe ich ein kleines Trauma und stehe lieber hinter den Kulissen als auf der Bühne. Aber ich fühle mich sehr wohl in der Management-Rolle.

Und welcher 5-Jahresplan schwebt Dir als Managerin vor?

Das fragen wir uns als Kulturbüro auch manchmal – wir arbeiten mit Studierenden die zwischen drei und fünf Jahren bei uns sind. Das führt zu einer ziemlichen Dynamik, jedes Semester fangen ein Teil der Leute bei Null an. Die Aufgabe des Chores ist es, diese Studierenden einzubinden. Das ist nicht immer ganz leicht, gleichzeitig liegt darin ein großes Potential, das Unität in der Berliner Studierendenlandschaft eine Institution wird, die das immer wieder aufs Neue schafft.

Das Interview führte Katharina Hajek


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