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Acht Tage im Land der Hobbits.

Und nein, dafür muss man sich nicht tausende Kilometer ans andere Ende der Welt begeben. Das Wunderreich liegt ganz nah – nur ca. 200 km von Berlin in der sächsischen Schweiz.


Schon vor längerem hatten meine Freundin und ich, unabhängig voneinander, den Wunsch dort einen längeren Wanderurlaub zu machen. Als wir das letztes Frühjahr feststellten, ging es sofort an die Planung.

Felsentor im Uttenwalder Grund

Der Malerweg sollte es werden. Der Klassiker unter den Fernwanderwegen in der sächsischen Schweiz. Acht Tage, 112 km. Schon der erste Tag führte uns durch verwunschene Schluchten, entlang eines kleinen Flusses. Alles war grün von Farnen, die Luftfeuchtigkeit hoch, das Wasser klar. Man fühlte sich in der Regenwald versetzt. Nur, dass es trotz strahlendem Sonnenschein über der Schlucht, unten so kalt war, dass wir unseren Atem sehen konnte. Nach einem ganzen Tag in dieser Schlucht, an dem wir keine Menschenseele gesehen hatten, sollte unser erstes Ziel (Stadt Wehlen) nur noch wenige hundert Meter entfernt sein. Weit und breit war aber immer noch nur Wald und Fels zu sehen – bis plötzlich links vom Weg eine steile Treppe die Schlucht hinauf ging. Ein Kurzer Aufstieg – und plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein bezauberndes kleines Städtchen vor uns auf.


Blick auf Stadt Wehlen

Es gab eine Nudelmanufaktur mit Elbterasse und eine Bonbonmacherei – und das alles keine 50 m einer dunklen, einsamen Schlucht entfernt. Von da an waren wir uns sicher, dass die sächsische Schweiz magisch ist. Weiter am nächsten Tag. Jetzt war das Gegenteil von Schlucht angesagt. Es ging hinauf auf die Berge und an der Bastei vorbei. Natürlich zeigte sich Deutschlands Sommer- Wetter von seiner üblichen Seite. Alles grau,

Blick auf den Lilienstein

Regen, kalt. Aber der Blick auf die Felsen, aus denen der Nebel von unten aufstieg, entlohnte uns für die Strapazen. Hier konnte man schon erahnen, woher Caspar-David-Friedrich die Inspiration für seine Bilder nahm. Es ging weiter, an Wasserfällen vorbei, hinauf zur Burg Hohnstein, auf der wir in alten Gemäuern übernachteten.

Der dritte Tag war wohl am spektakulärsten, über sandige Hochwege durch urzeitlich anmutende Farnlandschaften vorbei an Steintreppen, die keine andere Assoziation zuließen, als dass sie allein für Hobbits gemacht wurden. Und Felsbrocken, die wie hingestreut auf Wiesen lagen und aussahen, als könnten sie jederzeit erwachen und als Felswesen durch die Gegend wandeln. Meine Freundin, die in Neuseeland studiert hat, fragte sich, warum sie damals so weit weg gefahren ist, um die gleiche Natur zu erleben, wie sie sie jetzt hier in Deutschland sehen konnte. (Zugegeben, in Neuseeland war es wohl etwas wärmer)


Felsentreppe im Zauberwald

Aber das Wetter tut der Freundlichkeit der Menschen keinen Abbruch. Überall wo wir hinkamen empfingen uns Gastwirte, Pensionsbetreiber und andere Wanderer mit viel Offenheit und offensichtlicher Freude am Service. Wir durften uns großzügige Kehrpakete für den Tag packen und haben oft sogar noch kleine Extras oben drauf bekommen (selbstgezüchtete Tomaten, eine Tüte Gummibärchen, Tipps…) Auch das Essen entlang der ganzen Route war hervorragend – und das nicht nur, weil wir nach langen Tagen des Wanderns riesigen Hunger hatten. Die fünfte Etappe endete im sympathischen Selbstversoger-Dorf Schmilka, wo es eine Mühle mit dazugehöriger Bäckerei und eine Brauerei mit Gasthof, sowie ein Hotel mit eigenem Gemüsegarten und Ziegenzucht gab. Straßennamen gab es nicht, aber als erschöpfter Wanderer ist man froh, wenn man abends nicht weit laufen muss, um etwas Leckeres zu Essen zu bekommen.

Schmilka – auf jeden Fall einen Besuch wert

Zugegeben, nach fünf Tagen ununterbrochenen Wanderns waren wir erschöpft und abgestumpft. Die Landschaften waren weiterhin atemberaubend, aber nach einer Weile nimmt man das leider kaum noch wahr. Der Weg wurde immer mehr zum zu überwindenden Hindernis, als zum Ziel. Deshalb entschlossen wir uns am 7. Tag die Etappe zu verkürzen. Nachdem wir uns an einer Weggabelung mit schlechter Beschilderung verlaufen hatten und somit über eine Stunde Umweg gelaufen sind, beschlossen wir bei unserer mittags-Rast in Königstein einfach dort zu bleiben, unseren Beinen Ruhe zu gönnen und den Nachmittag auf der Hollywood-Schaukel des Stadtcafés zu genießen.

Am letzten Tag widmeten wir uns dann in aller Ruhe der Besichtigung der Festung Königstein, die so gewaltig und mächtig ist, dass nie jemand versucht hat sie einzunehmen. Das Gelände ist so groß, dass man sicher einen ganzen Tag oben auf der Burg verbringen könnte.

Die Festung Königstein

Wir machten uns nach zwei Stunden wieder an den Abstieg. Um einen Teil der verlorenen Zeit wieder gut zu machen fuhren wir ein paar Stationen mit dem Zug, um dann mit einem entspannten Spaziergang an der Elbe entlang zurück zu unserem Ausgangspunkt zu kommen. Selten habe ich einen Urlaub gemacht, in dem ich so schnell den Alltag hinter mir gelassen habe. Nach einem Tag schon konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen wie Alltag aussieht. Die Zeit verging schnell und gleichzeitig hatte ich das Gefühl eine halbe Ewigkeit weg gewesen zu sein. Ich freue mich schon auf das nächste Mal!



Aus dem Urlaub von Andreas



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